Kurzgeschichte von Ruest
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Das einst blühende Dorf am Rande Mestlins hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, mit vielen Tiefen und Höhen. Eine Urkunde vom 27. Februar 1352 belegt es genau: Der Vikar erhält zur Nutzung einen „Acker hinter dem Dorf Mustelyn neben dem Weg nach Ruyst gelegen.“ Mit Mustelyn war Mestlin gemeint und Ruyst heißt heute Ruest. Diese Ersterwähnung ist das Geburtsdatum.
Das Dorf Ruest wurde 1448 an das Kloster Dobbertin verkauft. Damals, so berichten es die Chronisten, wohnten hier neun Hüfner und drei Kätner. In der Vogtei Dobbertin war Ruest um 1500 bereits das viertgrößte Dorf nach Mestlin, Dobbertin und Dabel. Doch der Dreißigjährige Krieg mit den brandschatzenden schwedischen und kaiserlichen Truppen sowie der Pest minimierte erheblich die Bevölkerung. Fast 20 Jahre nach Kriegsende leben nur vier Bauern in Ruest. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts erholte sich diese Zahl wieder auf über 100 Einwohner. Nachdem Mestlin im 19. Jahrhundert ein reines Gutsdorf wurde, hat sich Ruest zu einem großen Bauerndorf entwickelt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden bereits knapp 450 Einwohner gezählt.
Auch die beiden Weltkriege hatten unter den Ruester Bürgern Opfer gefordert. Der anfängliche Wiederaufbau 1945 scheiterte aber an den neuen sozialistischen Verhältnissen. Nach und nach hatten viele Bauern resigniert und wanderten gen Westen ab. Der letzte Bauer verzog 1953. Von nun an hatte Mestlin, es wurde das sozialistische Musterdorf, die Nase vorn. Für Ruest hatte die Gemeinde kaum Geld oder andere Maßnahmen zum Erhalt des Dorfes übrig. Viele Gebäude sind seither verfallen, nicht nur an der Kirche nagte der Zahn der Zeit.
Seit der politischen Wende 1989/1990 ging es langsam wieder aufwärts. Einwohner und Behörden versuchen das Dorf zu erhalten. Da das einstige Altersheim,die frühere Schule, aufgelöst wurde, stand das Gebäude in Ruest leer. 1996 wurde an gleicher Stelle das „Wiesenhaus“ – eine Einrichtung des Diakoniewerkes des Klosters Dobbertin – eröffnet. Den Verfall und das Stoppen desselben zeigt besonders eindrucksvoll die Kirche. Sie war bereits als einsturzgefährdet eingestuft worden. Dass diese nicht weiter verfallen und letztlich abgerissen werden musste, das verdankt die Kirche der Messerschmitt-Stiftung, der evangelischen Landeskirche und dem Kultusministerium aus Bayern sowie dem Verein „Dorfkirchen in Not“. Unter Federführung dieser Einrichtungen haben viele freiwillige Helfer und Sponsoren 210.000 Mark aufgebracht und eine Notsicherung des Gebäudes von 1994 bis 1996 vorgenommen. So wurde neben der Dachsicherung das Eingangsportal restauriert und das Fachwerk des Turmes erneuert. Da eine Ausmauerung derzeit aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, wurde zur Sicherung eine Verbretterung des Turmes vorgenommen. Weitere Sanierungsarbeiten sind auch in den kommenden Jahren dringend notwendig, damit die Kirche wieder einen Hauch ihres einstigen Glanzes erhält.
In den vergangenen Jahren entstanden neue Betriebe. Davon zeugen „Stenzel’s Landfleischerei“ in Ruest Krug oder auch die „Lorenz GbR“.
Eine ausführliche Chronik zu Ruest haben Dr. Dieter Garling in bewährter Zusammenarbeit mit den Mestliner Ortschronisten Andrea Matischewski und Günther Peters erarbeitet. Aus dieser Chronik sind einige Daten für diesen Artikel entnommen.